Freitag, 4. Oktober 2013
Lang ists her.
Fast ein Jahr nach meinem letzten Beitrag melde ich mich aus dem Off wieder.

Wahrlich - viel Zeit ist vergangen. Andreas und ich hatten es nicht leicht. Er musste um seinen Job kämpfen, ich bin an meinem 18. Geburtstag von zu Hause ausgezogen. Unsere Beziehung wurde durch viele Lästereien in unserem Umfeld erschwert. Bis wir Ende 2012 der ganzen Szenerie ein wenig entfliehen konnten.
Unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbrachten wir in Prag. Ein lang ersehnter Traum wurde wahr. Es tat so wahnsinnig gut, sich dem ganzen Druck zu entziehen - zu zweit in eine Stadt zu reisen, in der uns niemand kannte...

Im April fuhren wir erneut in den Urlaub. Diesmal wurde es ein unvergesslich romantischer Besuch auf Santorin.

Vier Wochen später hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Und von da an ging alles sehr schnell. Wir beschlossen, bereits dieses Jahr zu heiraten (anstatt wie ursprünglich geplant erst 2014) und taten dies auch Anfang September.
Wir erwarten an Weihnachten eine kleine Tochter.

Meine Pläne vom Studieren und Erwachsenwerden sind jetzt erst einmal auf Eis gelegt. Während meine Freundinnen Reisen nach Indien unternehmen, die Welt entdecken und eine Menge an Erfahrungen und Spaß sammeln, werde ich mit 19 Mutter.
Andreas und ich freuen uns wahnsinnig auf unseren kleinen Sonnenschein, auch wenn er ungeplant kommt. Ich habe den Eindruck, dass wir stärker denn je sind.

Irgendwie ist jetzt alles gut. Ich bin sehr glücklich, doch ab und zu auch noch ein wenig traurig, weil ich natürlich immer noch damit beschäftigt bin, die letzten Jahre zu verdauen. Aber ich bin auch stärker geworden. Manchmal bin ich richtig stolz, dass ich alles ausgehalten habe. Dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen. Ich stehe jetzt vor einer ganz neuen, großen Aufgabe und möchte sie mit Bravour meistern.

Ich habe ein Geschenk bekommen. In mir wächst ein neues Leben heran und ich spüre jeden Tag, wie sich dieses Leben Stück für Stück auf die Welt vorbereitet. Man kann diese Art Liebe nicht begreifen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Es ist eine wahnsinnige Bereicherung für mein Leben und ich freue mich riesig, dass ich diese große Aufgabe bekommen habe. Es hat eine ganz einzigartige Beziehung begonnen, die nie wieder enden wird. Meine kleine Tochter wird für immer meine Tochter bleiben. Ob sie 3 Jahre alt ist oder 50. Ich bin für immer mit meinem Mann durch dieses neue Leben verbunden.

Ich weiß nicht, was mich dazu verleitet, diesen Blog ausgerechnet jetzt weiterzuführen. Vielleicht habe ich auch einfach zu viel Zeit und Energie. Auch wenn mich nicht viele lesen, ist es für mich sehr wichtig, meine Geschichte aufzuschreiben. Vielleicht macht sie anderen Menschen Mut. Mut zu ihrer Liebe zu stehen.

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Mittwoch, 28. November 2012
Eifersucht
Ich möchte sehr gerne ein wenig über Eifersucht philosophieren, weil man doch oft hört, dass viele meinen, Eifersucht gehöre zu Liebe automatisch dazu.

Meiner Meinung nach, ist Eifersucht ein Zeichen von Selbstzweifeln und Verlustängsten. Fakt ist, dass wir niemals Besitzansprüche an einen anderen Menschen stellen dürfen. Keiner gehört irgendjemandem. Und keiner besitzt irgendjemanden. Schon allein der Gedanke, dass man einen Partner nur für sich hat, ist falsch. Denn er stellt völlig falsche Erwartungen an die Partnerschaft. Viel eher sollte man bewusst Freiräume für den Partner schaffen und ihm auch einmal die Möglichkeit lassen, alleine - nur mit seinen Freunden auszugehen.


Ich war in meiner Zeit als Geliebte furchtbar eifersüchtig. Das hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Ich habe zwar meinen Geiger wahnsinnig geliebt, aber diese Liebe hat sich in der Geduld und nicht in der Eifersucht gezeigt. Dadurch, dass ich permanent das Gefühl hatte, nicht genug zu sein und sowieso keine Ansprüche zu haben, hatte ich wahnsinnige Selbstzweifel, ob ich es überhaupt wert war, geliebt zu werden.

Letztendlich hat mich nie die Eifersucht zerfressen sondern die Einsamkeit. Und dennoch denke ich, dass Eifersucht zerstörerisch ist. Natürlich ist dieses Grundgefühl von "Ich möchte nicht, dass mein Partner sich mit anderen trifft" normal und immer vorhanden - vorausgesetzt der Partner ist wirklich treu. Aber sobald aus dieser ganz normalen Sehnsucht eine krankhafte Einstellung wird, indem man sich einredet, dass der Partner sicher fremdgeht, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt, kann man wirklich von Eifersucht sprechen. Dieses Misstrauen zerstört die Liebe und vor allem das eigene Selbstbewusstsein.

Wenn dann noch ein Kotrollwahn den Alltag regiert, kann man eigentlich nur noch professionelle Hilfe holen.

Was kann man tun, wenn der eigene Partner eifersüchtig ist? Man muss dem Gegenüber eine Sicherheit bieten, indem man regelmäßig sagt, warum man sich für den Partner entschieden hat. Wenn Dein Partner sich unsicher fühlt und denkt, er könnte Dich verlieren, mache ihm klar, dass er derjenige ist, für den Du Dich bewusst entschieden hast. Wenn der Partner weiß, dass er keinen Verlust befürchten muss und die Chance bekommt, genug Selbstbewusstsein aufzubauen, kann Eifersucht verhindert werden.

In einer Beziehung ist das Gefühl von Sicherheit eines der Wichtigsten. Wenn man weiß, dass der Partner einen hält und einen liebt, hat man weniger Verlustängste.


Ein bisschen Eifersucht ist normal in jeder Beziehung. Wenn Eifersucht jedoch krankhaft wird, hat das mit Liebe nichts mehr zu tun.

Das war meine Analyse.

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Montag, 12. November 2012
Wie wird man zum Geiger/ zur Geigerin?
Ich habe ja selbst diese Phase durchgemacht, in der ich meinen damaligen Freund neun Monate lang betrogen habe. Aber ich glaube, dass bei mir nicht die typischen Gründe vorlagen. Denn die Beziehung zu Thomas war eigentlich recht frisch und bis zu dem Zeitpunkt, als ich Andreas traf, auch wunderschön. Ich war glücklich mit Thomas, er gab mir alles, was ich in diesem Stadium als jugendliche Frau brauchte. Manchmal merkte ich, dass ich ihm gedanklich irgendwie "überlegen" war. So las er zum Beispiel überhaupt nicht gern und hat meine begeisterten Erzählungen über Dürrenmatts "Alte Dame" mit einem Fußballergebnis seiner Lieblingsmannschaft unterbrochen. Aber das fand ich nicht weiter schlimm. Dann teilte ich meine intelektuellen Interessen eben mit mir selbst.

Als Andreas kam, merkte ich auf einmal, dass ich nicht die einzige war, die gerne Jazz hörte oder Klassiker wie Kafka las. Das hat mir imponiert und meinen Freund Thomas völlig in den Schatten gestellt. Andreas wurde dadurch sehr interessant für mich. Ich verliebte mich in den Mann, der so viel reifer war als Thomas und mir ein Stück die Welt erklärte. Thomas hingegen hat sich von mir die Welt erklären lassen.

Wieso hat Andreas aber eine Frau betrogen, bevor er überhaupt mit ihr zusammen war? Eine ganz große Rolle hat sein Beruf und die Beziehung zu mir innerhalb seines Berufes gespielt. Eine öffentliche Beziehung hätten wir zu dem Zeitpunkt nicht führen können und müssten uns anderthalb Jahre vor allen Leuten verstecken. Außerdem machte ihm sicher der Altersunterschied zu schaffen. Einfach so sich zu einer 15 Jahre jüngeren Frau zu bekennen, verlangt schon einiges an Mut. Er zweifelte zudem an sich selbst und hatte schon Sorgen, er sei nicht normal, weil er sich in ein junges Mädchen verliebt hatte. Seine Freundin - so behaupte ich - sollte ein Stück weit Normalität in seinem Leben darstellen. Er wollte sich nicht eingestehen, dass er sich in mich verliebt hatte. Also auch hier: kein typisches "Geigerverhalten".

Dieses typische Bild "Mann betrügt Ehefrau mit der er schon seit Jahren verheiratet ist" entsteht anders:
Ich denke, dass Männern, die ihre Frauen betrügen, der Mut fehlt. Das ist die Grundvoraussetzung, dass man(n) überhaupt fremdgehen kann. Denn wenn man genug Mut besitzt, kann man entweder Dinge, die einen in der Partnerschaft unzufrieden machen mit seinem Partner besprechen, oder genug Mut aufbringen, um sich zu trennen und den Schritt aus seinem ursprünglichen Leben zu machen. Dann gehört eine ordentliche Portion Egoismus dazu. Ich vergleiche das immer mit einem Garten: Die Früchte, die in dem eigenen Garten nicht mehr wachsen werden nun aus dem Nachbargarten geklaut. Gepflegt wird der Nachbargarten allerdings nicht - nur beklaut.

Und zu guter Letzt spielt der Zufall eine nicht ganz unwichtige Rolle. Denn wenn sich die Gelegenheit zum Fremdgehen nicht gibt, kann man es auch nicht tun.

Übrigens: Wenn man einen Hang dazu hat, Konflikten aus dem Weg zu gehen, geht man eher fremd. Die Geliebte ist dann sozusagen "Ersatz" für das, was der Mann bei der richtigen Ehefrau nicht bekommt. So war es bei mir auch. Gottseidank habe ich dann auch (leider erst viel zu spät...) die Konsequenzen daraus gezogen und mich von meinem Freund getrennt und mich somit ganz auf Andreas eingelassen.

Während meiner Zeit als Betrügerin habe ich auch eine ganz spannende Beobachtung gemacht: Ich hatte nicht - wie man annehmen könnte - ein immer schlechteres Gewissen meinem Freund gegenüber. Der Zeitpunkt des schlechtesten Gewissens war der erste Kuss, den ich mit Andreas getauscht hatte. Danach wurde das Gewissen immer leiser - oder ich habe es einfach immer mehr ignoriert. Man gewöhnt sich irgendwann daran, dass man den eigenen Freund betrügt und wenn man sieht, dass es so einfach ist, setzt das die Hemmschwelle natürlich enorm herab, je öfter man sich mit dem anderen/der anderen trifft.

Ich weiß nicht, ob das etwas in einem kaputt macht. Ich weiß nur, dass ich mich im Nachhinein wahnsinnig schäme und in Grund und Boden versinken könnte deswegen.

Wenn man einmal angefangen hat, seinen Partner zu betrügen (One-Night-Stands ausgeschlossen - darin habe ich keine Erfahrung), gibt es kaum einen Weg heraus. Man wartet auf Gelegenheiten, es dem Partner zu sagen, aber dann packt einen die Angst.

Wenn man so weit ist und sich dazu entschlossen hat, dass man sich für den anderen/die andere trennen möchte, wartet man auf eine passende Gelegenheit und einen passenden Grund, sich vom Partner zu trennen. Denn ein einfaches "ich liebe Dich nicht mehr" reicht in den meisten Fällen nicht aus, um das "Warum" zu beantworten. Und aus dem Warten resultiert Abstumpfung. Wenn man abstumpft und sich an den Zustand gewöhnt, findet man noch schwerer heraus. Deswegen dauern solche Dreiecksbeziehungen meist ewig und kommen in manchen Fällen nicht einmal zu einem Ende. Und da Geliebte oft emotional so abhängig vom Geiger sind, dass sie das Gefühl haben, nicht ohne sie leben zu können, gibt es selten einen Schlussstrich von der/dem Geliebten.


Bei dem Versuch, so wenig Schaden und so wenig Verletzung wie möglich auszulösen passiert genau das Gegenteil: Die Beteiligten werden von einer Lüge viel stärker verletzt, als durch die knallharte Wahrheit.

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